Damian Ott packt igeorgischen
Niemandsland an

05. Oktober 2023
Nina Köpfer / Blick

Schwinger Damian Ott hat es mitten ins Nirgendwo verschlagen, auf einen Berg im Kaukasus, auf 2600 Meter über Meer. Dort macht er nicht etwa Wanderferien, sondern baut Berghütten für Touristen.

Im Westen das Schwarze Meer, im Osten das Kaspische Meer. Im Norden Russland, im Süden die Türkei, Armenien und Aserbaidschan. Aus westlicher Sicht liegt Georgien irgendwo im Nirgendwo. Was dort im Kaukasus geschieht, interessiert hierzulande wenige, auch Touristen verirren sich kaum nach Georgien. Was also hat Kilchbergsieger Damian Ott (23) dorthin verschlagen?

«Ich bin hier, um zu arbeiten», erklärt der St.Galler Schwinger über eine ziemlich instabile Telefonleitung. «Mein Arbeitgeber hat den Auftrag erhalten, im Kaukasus auf 2500 bis 3000 Metern über Meer sieben Berghütten zu stellen. Da wollte ich dabei sein.» Auftraggeber ist das Georgische Infrastrukturministerium. Die Hütten werden durch neue Wanderwege erschlossen und sollen den Tourismus im Nordosten des Landes ankurbeln.

Schon die Anreise in die abgelegene Bergregion war abenteuerlich. 24 Stunden war der Zimmermann und seine Arbeitskollegen unterwegs. Nach der Zwischenlandung in Istanbul ging es weiter in die Georgische Hauptstadt Tiflis, von dort mit einem Bus zwei Stunden Richtung Gebirge, und zum Schluss mit dem Geländewagen auf einer holprigen Strasse in ein winziges, abgelegenes Bergdorf.

Dort sind Damian Ott und seine Arbeitskollegen in einem rudimentären Guesthouse untergebracht. Das erforderte in den ersten Tagen wortwörtlich etwas Akklimatisierung. «Als wir angekommen sind, war das Haus nicht beheizt. In der Nacht wurde es sehr kalt, wir gingen alle mitsamt Jacke schlafen. Bis sie ein paar Tage später, mitten in der Nacht, einen Ofen installiert haben. Jetzt ist es ganz gemütlich.»

Ansonsten findet Ott nur lobende Worte für seine georgischen Gastgeber. Wenn die Truppe nach dem Abendessen noch eine Runde jasst, wird auch mal noch eine Platte gebratenes Fleisch oder eine Schüssel Nudeln als “Mitternachtssnack” aufgetischt, ohne dass jemand danach gefragt hätte. «Verhungern werden wir hier sicher nicht», lacht der Eidgenosse.
Um auch oben auf der Baustelle etwas Warmes in den Bauch zu kriegen, wurde das Team erfinderisch. «Mit ein paar Gerüstelementen haben wir eine Feuerstelle gebaut, und auf einem heissen Stein wärmen wir dann unser mitgebrachtes Essen», erzählt Ott.

Etwas gewöhnungsbedürftig seien einzelne georgische Spezialitäten. Beispielsweise ein extrem salziger, harter Schafskäse, «den die hier zum Frühstück, zum Mittagessen, zum Zvieri und zum Znacht auftischen. Aber das ist gar nicht unser Ding.» Und beim oft hochprozentigen Schnaps, der in Georgien zu jeder geselligen Runde dazugehört, hält sich das Team ebenfalls lieber zurück.

Trotz der strengen Arbeit und den rauen Bedingungen hat der Schwinger den Plausch im Kaukasus. Ein Highlight sei der tägliche Arbeitsweg – zumindest wenn das Wetter mitspielt. Dann darf die Crew mit dem Helikopter auf die Baustelle auf 2600 Metern fliegen. Liegt die Hütte hingegen im Nebel, muss der Ostschweizer und seine Kollegen erstmal 45 Minuten lang wandern und dabei Essen und Benzin für den Stromgenerator den Berg hochschleppen.

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